Eine Anleitung, sich selbst näher zu kommen.
Der Prozess der persönlichen Veränderung ist etwas vollkommen Natürliches. Da aber unsere Sprache kein Wort hat, ihn zu beschreiben, musste ich eines dafür erfinden. Ich nenne diesen Prozess Focusing.
(Prof. E.T. Gendlin, New York )
„Focusing ist absichtsloses Lauschen“. Und zwar ein Lauschen beispielsweise auf den Kloss im Bauch, der sich einstellt, wenn man an einen Konflikt denkt. In diesem Kloss ist die ganze Bedeutung enthalten, die der Konflikt beinhaltet. Wenn ich ihm lausche, tauchen Bilder, Gedanken und Gefühle auf und der nächste Schritt zu seiner Auflösung. Focusing bedeutet, sich einzulassen und achtsam sein.
Stell dir vor du steigst in einen Fahrstuhl, bei dem im oberen Stockwerk die Gedanken und das tägliche innere Geschwätz hängen.
Zur Achtsamkeitsmeditation fährst du bis nach ganz unten in die Stille, beim Focusing aber steigst du mitten drin aus. Genau zwischen der Stille und den Gedanken. Du wanderst durch deinen inneren Körper, in dem die ureigenen Fragen und Antworten zur Lösung und Entscheidungsfindung bereits vorhanden sind.
Focusing wurde von Eugene Gendlin (†Mai 2017), einem amerikanischen Psychotherapeuten, vor rund 40 Jahren entwickelt. Er nannte es eine Technik der Selbsthilfe, die auch mit anderen therapeutischen Methoden kombinierbar ist. Focusing wird weltweit seit über 60 Jahren an Universitäten gelehrt und erforscht.
Focusing kann in allen Lebensbereichen eingesetzt werden:
- Selbstliebe und Selbstfürsorge zu etablieren
- körperliche Symptome in Sprache zu übersetzen
- individuelle Bedeutungen und Botschaften von Schmerzen zu finden
- den Umgang mit Krankheit und Beschwerden zu gestalten
- stimmige Therapieentscheidungen zu finden
- Gefühle, die mit dem Prozess verbunden sind, zu erkennen
- Zugang zu den Ressourcen zu finden
- Künstlerische und kreative Tätigkeit
- Sinnfindung und Spiritualität